Nous sommes prisonniers à la fois de nos cultures et de nos organismes, et il faudrait chercher, s'il y en a, des vérités plus profondes, des au-delà de cela.
28.03.1994
Ionesco: ...Ich reise ab. Ich reise gerne ab.
Wickert: Gibt es einen psychologischen Grund, warum sie so gerne abreisen, einfach weggehen?
Ionesco: Ja, das ist eine psychologische Frage. Ich habe einfach Lust, anderswo hinzugehen, zu fliehen. Wenn ich zu Hause bleibe, habe ich den Eindruck, daß mir größere Gefahren drohen, als wenn ich herumreise. Ich liebe das Abreisen. Ein französischer Dichter hat gesagt, Abschied nehmen heißt ein wenig sterben. Ich sehe das umgekehrt: Weggehen heißt ein wenig leben. Also reise ich ab.
Wickert: Ist es Ihnen eigentlich egal, wohin sie reisen. Ist nur wichtig, daß sie reisen?
Ionesco: Einfach abreisen, neue Orte kennenlernen. Es macht mir Freude, Menschen zu begegnen. Ich unternehme viel, sehe mir Ausstellungen an, schreibe auch in einem Hotel in St. Gallen, lerne Menschen, lerne neues kennen. Ich habe das Gefühl, wenn ich auf Reisen bin, daß die Welt neu wird, ganz frisch, jungfräulich. Immer bin ich auf der Suche nach der neuen Welt.. Ärgerlich ist nur, daß man nichts neues mehr entdeckt.
Ich war einmal in Israel, da fragte mich der Landwirtschaftsminister, der gegen die Wüste ankämpfte, um etwas Land zu gewinnen: 'Was hat Ihnen hier in Israel am meisten gefallen?' Ich habe dem Minister ganz dumm geantwortet: 'Die Wüste.' In den Großstädten findet man die Wüste, aber eine lärmende Wüste. Ich suche eine wirkliche Wüste, die Einsamkeit.
Wickert: Warum suchen sie die Einsamkeit?
Ionesco: In der Einsamkeit finde ich den Menschen. In den Massen kann ich ihn nicht mehr finden. Es gibt Einzelgänger, die wirklich isoliert sind, und es gibt Pseudo-Einsame.
Wickert: Wo stehen sie? Welche Art von Einzelgänger sind Sie?
Ionesco: Ich versuche, ein wirklicher Einzelgänger zu sein, aber zwangsläufig bin ich es nicht. Ich stehe in Kontakt mit allen möglichen Welten, den Zeitungen und den Massenmedien. Denn, wie gesagt, das Ich ist letztlich nicht von den anderen getrennt. Es begegnet den anderen in sich selbst.
Wickert: Sind sie Pessimist?
Ionesco: Ich kann nicht behaupten, daß ich pessimistisch wäre. Ich sage nur, daß ich erstaunt und erstaunt, entsetzt und entsetzt bin. Und ich frage mich, wie lange das alles noch dauern wird. Das ist die Hölle. Die Hölle ist die Dauer. Die Hölle ist die Wiederholung. Die Hölle dauert lange, die Ewigkeit hingegen nur einen Augenblick. Die Ewigkeit ist außerhalb der Zeit.
Wickert: Da sind sie fröhlich. Sie zeigen zwar die Zerstörung der Kommunikation, der Sprache, aber sie tun es mit Spaß.
Ionesco: Ja, leichtsinnig, unbekümmert, als wäre es ganz normal. Damals war ich auch noch jung.
Wickert: Waren sie fröhlich?
Ionesco: Nein, fröhlich bin ich nie gewesen. Das Schreiben macht mich glücklich.
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